Paulus: Joachim Vollrath

Kostüm: Mimmi Hauser, Sandra Hauser

Drehbuch/Kamera/Schnitt/Ton/Produktion: Sandra Hauser

Rächäm

Video, HDV,14.40 min

Blackbox, min. 18 qm


Der Film zeigt Paulus in der letzten Nacht vor seiner Hinrichtung durch die Römer Er legt vor Gott eine Lebensbeichte ab. Er offenbart, dass seine Liebe zu Jesus nicht auf eine rein geistliche Liebe beschränkt geblieben ist, sondern sich immer mehr in eine menschliche, fleischliche, männliche Liebe verwandelt hat. Während seines Bekenntnisses verzweifelt er daran, dass er die größte Bürde seines Lebens für Gott zwar überwinden will, es aber nicht kann. Während dieses inneren Kampfes eröffnet sich dem

Betrachter eine zweite Ebene: Mit einer großen Schere beginnt Paulus seine weiße Soutane zu zerschneiden, bis sie einem Hochzeitskleid gleicht, und vollzieht

schließlich, allein und für sich, die symbolische Trauung mit Jesus. Der Film erzählt mit wenigen Mitteln von einem Menschen, der mit sich und dem gewählten System in einen tiefen Konflikt gerät, von seiner Zerrissenheit – und seiner Entscheidung. Er wurde in der katholischen Akademie in München ausgestellt zum aktuellen Paulusjahr.



Auszug Monolog Paulus:

„[…]Jener Tag als mir dein Sohn Jesus erschien - wie himmels gleich seine Stimme zu mir sprach, wie sanft und klar sie direkt in mich eindrang und sich dort wie die Blätter einer weißen Lilie an die Wände meines Herzens schmiegte. Meine Seele betört von diesem lieblichen Duft, flog in den Tagen meiner Blindheit zu dir, oh Herr, und ich fühle die Wärme, die Einigkeit, die göttliche Liebe die uns überkam, als wir in die tiefsten Räume unserer Herzen vordrangen.

Wie wir uns betteten auf Blütenblättern. Unsere Seelen begannen zu beten. Wars nur ein wunderlicher Traum? Eine Täuschung des Geistes, gar eine des Herzens? Dies dacht ich bei meinem Erwachen, ja dies dacht ich noch lange Zeit, bis das Gefühl zu dir, oh Jesus, so stark in mir aufstieg, immer stärker und stärker, bis ich es fühlte wie die Wirklichkeit. Wir sind in Ewigkeit untrennbar verbunden in unserem Geiste und in unserem Herzen. Und wenn ich mich der Sünde hingebe, wann immer ich schwach bin und den Kampf nicht mehr zu kämpfen vermag, oh Jesus, wenn ich mich in die Untiefen meines Innersten stürze, und falle auf den, warmen, weichen Boden deines Herzens, lebe ich die Schönheit, die Einigkeit meines Seins. Wir tanzen, wir lieben, wir leben – in Ewigkeit. Die Zeit erstarrt, die Welt steht still und hält inne. Wir liegen uns in den Armen, halten die Herzen in unseren Händen. Oh Jesus dies kann kein Teufelswerk sein, dies darf kein Teufelswerk sein. Dies bist du und dies bin ich und dies sind wir. Ich bereue, dass ich Böses getan und Gutes unterlassen habe. Herr Jesus Christus, du Sohn Gottes, erbarme dich meiner! Herr Jesus Christus, du Sohn Gottes, erbarme dich über mich Sünder! Nein, nein, nein. Ich kann nicht - ich wollte so sehr, aber ich kann nicht. Diese Liebe ist so rein, so... Ich kann sie nicht überkommen, Gott, Vater, ich kann nicht. Sie ist zu sehr in mir, zu sehr bei mir und mit mir – zu sehr ich. Die Bürde die du mir auferlegtest ist zu groß. Dein treuer Diener Paulus hat versagt. Oh hättest du doch nicht den Bann gerichtet gegen die fleischliche Liebe, wenn sie so sehr im Innersten eines Menschen ist, von so rechtschaffener, reiner Natur. Und doch es ist Sünde, und ich weiß das und ich glaube das. Ich nehme meine gerechte Strafe an, ich will sie durchleben mit all der Inbrunst, mit der ich auch dein Diener war, ich werde gerettet werden durch das Feuer, werde in der Hölle schmoren – nur Gott, Vater lass mich nicht allein - sprich zu mir - sprich mit mir.“







Presse:


„...Oder man steigt richtig ein, so wie Sandra Hauser in ihrem aufwendigen Videofilm, in dem sie einen Schauspieler mit selbst zusammengestellten Zitaten aus Paulusbriefen rezitieren lässt. Eine zwischen Hingabe und Verzweiflung, Angst und Erfülltheit schwankende Fiktion des Paulus im Gefängnis am Vorabend seiner Hinrichtung. Ungeheuer intensiv durch die angedeutete Selbstverstümmelung, bei der sie den Schauspieler während der Rede sein weißes Priestergewand aufschlitzen lässt!...“

                                                                                                                                                                         

                                                                                                                                                                                                                          

Christoph Wiedemann in der Süddeutschen Zeitung | > zur Besprechung

SANDRA HAUSER